Reichhennersdorfer Schulen, erzählt von Dominikus Hübner:

Wir hatten eine katholische und eine evangelische Schule. Die katholische war bis 1890 an der Straße gegenüber der Kapelle. Diese wurde dann von der Gemeinde an meinen Onkel verkauft, der hier nun seine Stellmacherei betrieb, bis er 1921 mit Fleischermeister Bayer die Baulichkeiten tauschte und Bayer in der alten Schule eine moderne Schlachterei einrichtete.

Die Gemeinde hatte von den Grubenhäusern 2 erworben und richtete nun im Beamtenhaus die katholische Schule und das Gemeindebüro ein, das zweite Gebäude wurde Feuerwehrhaus. Für die evangelische Gemeinde wurde 1901 ein neues Schulgebäude der katholischen gegenüber gebaut.

Die katholische Schule leitete meines Wissens wohl seit 1880 bis zu seiner Pensionierung 1911 Hauptlehrer Julius Priegner. Dieser war ein Pädagoge, wie er besser nicht sein konnte, streng aber gerecht. Auch meine ganze Schulzeit war ich bei ihm und danke heute noch, daß wir bei ihm lernen mußten.

Wir hatten einmal einen Zettel aufs Katheder gelegt folgenden Inhalts: “Herr Lehrer, das Wetter ist so schön, laß uns heut spazierengehen.” Da gabs dann ein großes Trara, wer die Schreiber gewesen waren.  Mein Mitverschwörer und ich haben dann die Hosen vollgekriegt und keinen Spaziergang. Was wollten wir auch, Herr Priegner war wohl auch 70 Jahre, ehe er pensioniert wurde.

Der nächste Hauptlehrer, der Herrn Priegner im Herbst 1911 ablöste, war Herr Klose, noch jung an Jahren, kaum 30. Er war auch ein guter Lehrer, aber sportlicher und Schulausflüge gab es dann auch. Die schulentlassene Jugend faßte er in einem Jugendverein zusammen, trieb Sport, Gesang und Spiel mit ihnen, so daß die Herzen der Jugend ihm zuflogen.

Der evangelische Lehrer Herr Pospischil war schon kurze Zeit vor dem Schulneubau (1901) im Ort; er wohnte erst im Feuerwehrhaus. Dort hatte er eine gute Einsicht in unseren Hof, sein Hobby war Landschaftsmalerei. Von seinem Zimmer aus hatte er unseren Hof, so wie er 1900 war, gemalt, mit Pferdegespann und dem Hahn auf dem Misthaufen usw. (siehe Bildausschnitt oben). Dieses Bildnis in Öl gab er mir 1924 zum Hochzeitsgeschenk, leider ist es auch drüben geblieben.

Als die neue Schule fertig war, zog er dorthin und hat ihr wohl bis 1928 vorgestanden. Er war ein Mensch, den man gern haben mußte, immer hilfsbereit in jeder Weise. Auch seine Wirtin, eine ausgebildete Schwester (er war früh verwitwet), ging überall hin, Alte und Kranke zu pflegen und sonstige Hilfe zu leisten.

Herr Pospischil war wohl über 25 Jahre Schriftführer im Landwirtschaftlichen Verein und wurde dafür von der Landwirtschaftskammer mit der großen Medaille ausgezeichnet. Auch seine Söhne waren tüchtige Menschen, der eine war schon in jungen Jahren Landgerichtsrat, der andere war im Zolldienst. Von den nachfolgenden Lehrern ist nichts besonderes zu berichten, sie blieben nur kürzere Zeit im Ort.

An der katholischen Schule war früher immer noch ein zweiter Lehrer. In meiner Schulzeit war es Lehrer Antusch, dieser verheiratete sich mit der Tochter aus dem Scholtiseigut und war dann in Landeshut als Kantor tätig.

 Nach Herrn Antusch kam Lehrer Gottschalk, er heiratete eine Landeshuterin, aus dieser Ehe entsprossen wohl 5 Kinder. Herr Gottschalk liebte sehr die Geselligkeit und war daher auch sehr beliebt. Es wurde auch sehr bedauert, daß er nicht unsere Hauptlehrerstelle bekam. Er war Mitglied sämtlicher Vereine und Vorstände und die Versammlungen dauerten oft so lange, bis sein Feldwebel kam und ihn holte. Wenn er dann am Katheder auch mal einnickte, ein feiner Kerl war er doch.

(Dominikus Hübner)